Kate Diehn-Bitt

Porträt von Kate Diehn-Bitt
Porträt von Kate Diehn-Bitt

Die Rostocker Malerin Kate Diehn-Bitt (1900-1978) ist eine der bedeutendsten ihrer Generation im Norden Deutschlands. 

Leben in Bildern

Familie und erste Berührungen mit der Kunst

Kate Diehn-Bitt wurde am 12. Februar 1900 in, der damals noch selbstständigen Stadt, Schöneberg als Käthe Bitt geboren. 1901 heiratete ihre Mutter, Elsa Bitt, geborene Rudloff, in zweiter Ehe den jüdischen Apotheker und Chemiker Leo Glaser aus Bad Doberan. Dort besuchte Kate die höhere Töchterschule. Von 1914 bis etwa 1916 erhielt sie Zeichenunterricht bei dem ehemaligen Corinth-Schüler Rudolf Sieger (1867–1925). Sechzehnjährig zog Kate in das großelterliche Haus nach Rostock und erhielt Privatunterricht in Kunst- und Literaturgeschichte.

1919 heiratete sie den Rostocker Zahnarzt Paul Diehn (Pieter). Der gemeinsame Sohn Jürnjakob wurde 1920 geboren. Von 1923 bis etwa 1925 hatte Kate Diehn-Bitt Kontakt zu Emil Orlik; er riet ihr zu einem ehrlichen Naturstudium und dem Zeichnen vor dem Spiegel. 1929–1931 nahm sie ein Studium an der privaten Kunstakademie Dresden auf, einer Mal- und Zeichenschule, gegründet von Ernst Oskar Simonson-Castelli (1864–1929). Hier wurde Woldemar Winkler ihr Lehrer sowie der ehemalige Kokoschka-Schüler Willy Kriegel.

Verlobungsbild von Kate und Paul Diehn
Verlobungsbild von Kate und Paul Diehn
1919
Selbstporträt mit Katze
Selbstporträt mit Katze
1932

Mal- und Zeichenverbot

Ihr erstes Atelier richtete die Künstlerin 1933 am Rostocker Brink ein und beteiligte sich an Ausstellungen. Besonders beeindrucken ihre Menschenbilder aus den dreißiger Jahren mit ihrem klaren Aufbau, der verhaltenen Farbigkeit und tiefgründigen Zuständigkeit, die für Kate Diehn-Bitts charakterliche Entschiedenheit als Motiv für ihre Werke stehen. Es begannen Angriffe der Nazis auf ihre Malerei. Leo Glaser entging durch die Ehe mit einer Christin dem Holocaust und ging nach dem Tode seiner Frau zu seiner Tochter Lili Hahn in die USA und starb dort 1947.

1935 hatte Kate Diehn-Bitt ihre erste und vorerst letzte öffentliche Einzelausstellung gemeinsam mit ihrer Freundin, der Bildhauerin Hertha von Guttenberg, in der Galerie von Wolfgang Gurlitt in Berlin. Diese hatte zur Folge, dass ihre Kunst als „entartet“ verfemt und ein Mal- und Zeichenverbot über sie verhängt wurde. Scheinbar zwangsläufig lebte sie zurückgezogen, arbeitete aber mit Hilfe von Freunden und Malerkollegen weiter. So brachten Hans Emil Oberländer und Heinrich Engel Farben in ihr Atelier, andere wiederum Papier, Pappen und Stifte. Oft wurden Malgründe beidseitig verwendet. Sie malte Selbstbildnisse, Bildnisse ihrer Verwandten und Freunde, Ausblicke aus dem Fenster am Brink, Haustiere, Pflanzen und Themen aus ihrem begrenzten Umkreis als Verallgemeinerung. Zu ihren Ölbildern kamen Zeichnungen in Bleistift und Kreide, Aquarellfarben hinzu, die oft auch von aufwühlenden persönlichen Erlebnissen getragen wurden.

Kultureller Aufbau

Als der ständige Druck der Diffamierung von Kate Diehn-Bitt genommen und die Voraussetzungen gekommen waren, wurde sie 1945 Sektionsvorsitzende für Bildende Kunst im Kulturbund Rostock. Sie beteiligte sich aktiv am kulturellen Aufbau. 1946 wurde sie Mitbegründerin der Sektion Bildende Kunst im FDGB. Was künstlerisch in den ersten Nachkriegsjahren entstand, war teilweise geprägt von nachwirkenden, vielfach sehr düsteren Erinnerungen und Gedanken der Kriegsjahre. Kate Diehn-Bitt baute dennoch auf die Zukunft.

Es folgte ihre erste Einzelausstellung im Staatlichen Museum Schwerin. Trotz positiver Rezensionen wurde ihr das kulturpolitische Etikett „nicht zukunftweisend und optimistisch“ angeheftet. Die meisten Menschen versuchten damals, mehr oder weniger vorsätzlich, die durchlebten Schrecken zu vergessen. Man wollte nicht daran erinnert werden.

Allmutter
Allmutter
1947
Jüdischer Basar
Jüdischer Basar
1958

Rückzug aus der Öffentlichkeit und Wandel

In den frühen fünfziger Jahren zog sich jedoch Kate Diehn-Bitt vom öffentlichen Leben weitgehend zurück und legte alle Funktionen nieder. Sie beschäftigte sich mit dem Alten Testament und mit dem Thomas-Mann-Werk „Joseph und seine Brüder“. Auffallend ist die Zuwendung zur Literatur, sie las in dieser Zeit sehr viel. Besonders das Schicksal der Juden beschäftigte sie. Kate Diehn-Bitts Stiefvater war Jude, viele seiner Angehörigen kamen in den Konzentrationslagern um.
Sie verarbeitete die Gestaltungsprinzipien altägyptischer Wandmalerei. Mit Collagen gestaltete sie biblische Szenen. Es entstand auch das „Tagebuch der Kindheit“ mit 30 Farbstiftzeichnungen. Der italienische Galerist Betonati tätigte Ankäufe von Zeichnungen der Künstlerin. Auf Initiative des Bildhauers Jo Jastram, des Malers Lothar Mannewitz und des Wissenschaftlers Regel erfolgten 1968 Ausstellungen im Ausstellungszentrum der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald und im Museum Stralsund.

Dann folgten Ausstellungen in der Kunsthalle Rostock, weiterhin in den Galerien „Tip-Galerie“ und „Arkade“ in Berlin, „Galerie am Boulevard“ in Rostock, „Galerie im Friedländer Tor“ in Neubrandenburg, im Kunstdienst der evangelischen Kirche Erfurt (Augustinerkloster Erfurt) und in der „Galerie am Kamp“ in Bad Doberan. Man spricht von einer Wiederentdeckung der Künstlerin.

Körperliche und Psychische Probleme

Nach einer schweren Typhuserkrankung im Jahre 1946 und einer zeitweiligen Beweglichkeitseinschränkung fiel Kate Diehn-Bitt in eine tiefe psychische Krise, aus der sie sich, künstlerisch völlig verändert, herauszuarbeiten versuchte. Nach dem Tod ihres Mannes nahm die Krankheit stark zu, aber noch auf dem Krankenlager entstanden täglich bis zu vier Collagen. Am 23. Oktober 1978 starb Kate Diehn-Bitt im Rostocker Klinikum Gehlsdorf.

Kate Diehn-Bitt 1975
Kate Diehn-Bitt
1975
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